Humanistische Psychologie

Die Humanistische Psychologie ist vor allen Dingen eine Einstellung. Sie basiert auf der humanistischen Weltanschauung. Der Humanismus (von lat. humanus: menschlich, menschenwürdig, menschenfreundlich) ist eine Philosophie,
> die sich an den Bedürfnissen, den Werten und der Würde des Menschen orientiert. Humanismus ist, allgemein ausgedrückt, die Idee der Menschlichkeit und das Streben danach, das menschliche Dasein zu verbessern. Das Wohlergehen des einzelnen Menschen und des Menschen als Gattung bilden den höchsten Wert, an dem sich jedes Handeln orientieren soll. Im Zentrum der humanistischen Grundüberzeugungen steht der Respekt für die Würde des Menschen und seine Persönlichkeit und das Vertrauen in die Fähigkeit jedes Menschen zu wachsen, sich zu entwickeln und sich zu bilden. Höhere menschliche Werte wie Toleranz, Gewaltfreiheit, Entscheidungs- und Gewissensfreiheit gelten als zentrale Prinzipien menschlichen Zusammenlebens. In der humanistischen Psychologie hebt der Begriff „humanistisch“ den Gedanken hervor, dass der Mensch in seiner existentiellen Freiheit, in seinen sozialen Bezügen, mit seiner Selbstverantwortung, seiner Ziel- und Sinnorientierung und in seiner Ganzheit als Leib-Seele-Geist-Einheit gesehen wird. Als wichtige Antriebskräfte des Menschen werden sein Wunsch und seine Fähigkeit gesehen, sich zu entwickeln, sich zu entfalten, in das ureigene Potential hineinzuwachsen und dadurch seine Probleme zu bewältigen. Nach Abraham Maslow, einem Wegbereiter der Humanistischen Psychologie, entfalten wir unser Potential zur Ausbildung von spezifisch menschlichen Eigenschaften und Werten verlässlich nur dann, wenn unsere Grundbedürfnisse in der frühen Entwicklung befriedigt oder in späteren heilsamen Beziehungen als befriedigbar erlebt wurden. Humanistische Therapie hat demnach die Aufgabe, eine heilsame Beziehung aufzubauen, die es der in der Entwicklung stecken gebliebenen Persönlichkeit ermöglicht, durch Orientierung an sinnstiftenden, schöpferischen, Erlebnis- oder Einstellungs-Werten innerlich zu wachsen. Eine weitere wichtige Quelle der Humanistischen Psychologie ist der Existentialismus als Philosophie der Selbstverwirklichung. Er geht davon aus, dass der Mensch in seinem Wesen frei und für die Ausgestaltung seines Lebensweges unter den vorgefundenen Bedingungen selbst verantwortlich ist, wobei sich durch eine wahlfreie Gestaltung des Lebensweges auch die Bedingungen seines Lebens verändern. Für den Existentialismus gibt es keinen vorgegebenen Sinn, der sich von einer höheren Macht herleiten ließe, vielmehr wird der Sinn eines Menschen von ihm selbst gewählt und geschaffen. Identität wird zur Entscheidung, der Mensch wird zu dem, wozu er sich macht. Wenn es keine höhere Macht gibt, an der der Mensch die Prinzipien seiner Entscheidungen orientieren kann, dann ist eine existentielle Angst kein neurotisches Symptom, sondern eine unausweichliche Begleiterscheinung. Der „Gewinn“ dieser Freiheit ist die Möglichkeit, seine Prägungen und Grenzen zu transzendieren. Quelle: Werner Eberwein (2009), Humanistische Psychotherapie, Thieme