Humanistische Psychotherapie
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ Martin Buber
Die Humanistische Psychotherapie kann als Weiterentwicklung der Humanistischen Psychologie zu einer angewandten Wissenschaft, die die Bewältigung von psychischem Leid zum Ziel hat, betrachtet werden. Sie versteht sich als dritten Weg neben den psychodynamischen und den behavioralen Verfahren.
In ihrem Mittelpunkt steht das, was beim Menschen spezifisch menschlich ist:
Der Klient gilt nicht als krankes, konditioniertes oder triebhaftes Wesen, sondern als kreativer Gestalter seiner Welt, als Schöpfer sozialer Wirklichkeit in Beziehung zu anderen. Das breite und differenzierte Methodenspektrum von unterschiedlichen erfahrungsorientierten, psychodynamischen, ressourcen- und zielorientierten Methoden ist weniger auf Symptombeseitigung und mehr auf die Entfaltung des menschlichen Potentials ausgerichtet. Der menschliche Organismus wird als Körper-Geist-Seele-Einheit gesehen. Dies impliziert ein besonderes Verständnis vom Zusammenwirken körperlicher und seelischer Prozesse, welches beim Verständnis psychosomatischer Beschwerden hilfreich ist, sowie eine psychotherapeutische Einbeziehung des Körpers (z.B. durch Beachtung des Körpererlebens).
Eine besondere Bedeutung wird in der Humanistischen Psychotherapie der wertschätzenden, auf Empathie beruhenden Beziehungsgestaltung zwischen Psychotherapeut und Klient beigemessen. Noch vor jeder psychotherapeutischen Intervention ist die Erfahrung, sich beim Therapeuten angenommen und aufgehoben zu fühlen, die Grundlage des psychotherapeutischen Prozesses. „Der Mensch wird am Du zum Ich“, wie Martin Buber es nennt: Ein Mensch findet sein eigenes Wesen nur in seinen Beziehungen zu anderen Menschen. Die Empathie des Psychotherapeuten ermutigt den Klienten zu Selbstempathie sowie zur freundlichen Wahrnehmung eigener Bedürfnisse und fördert dadurch seine emphathischen Fähigkeiten in anderen Beziehungen. Dieser Prozess der Selbstannahme führt zu dem von Carl Rogers beschriebenen „merkwürdigen Paradoxon: Wenn ich mich so wie ich bin akzeptiere, dann ändere ich mich. Ich glaube, dies sowohl von meinen Klienten wie auch aus eigener Erfahrung heraus gelernt zu haben – dass wir uns nicht ändern können, uns nicht von dem, was wir sind, entfernen können, bis wir völlig akzeptieren, was wir sind. Dann ereignet sich fast unmerklich die Veränderung.“